Dienstag, 9. August 2016

Finally back home - Spuren verblassen, Erinnerungen halten ewig

Fast genau eine Woche ist es her, dass ich in St. John's in den Flieger eingestiegen bin. Der Flug ist problemlos, angekündigte Turbulenzen bleiben aus und so komme ich - nach dem Nachtflug - mehr oder minder ausgeruht am Sonntag morgen in Zürich an. 
Das Ende meiner Reise ist also gekommen und die Ente, das Fahrrad und ich sind gesund von der Transamerikatour zurückgekommen. Zu Beginn der Reise hatte ich der Ente so allerlei versprochen und nun ist der Augenblick der Wahrheit gekommen. Konnte ich all meine Versprechen halten? Ist die Ente zufrieden? Hatten wir eine schöne Zeit? 

Ja, die hatten wir.

Wir haben tolle Menschen kennengelernt, sind über gewaltige Bergpässe und lange Brücken geradelt, haben zwei Ozeane gesehen, mit richtigen Cowboys an der Bar gesessen, Steak gegessen, Einsamkeit in Nevada erfahren, Naturgewalten erlebt, den Grand Canyon und die Niagarafälle bewundert und sind ein kleines Stück der Route 66 gefolgt. Wir hatten viel Zeit für uns, sind meilenweit geradeaus geradelt.
Nervös bin ich Mitte April in San Francisco gestartet, den Kopf voller Fragen und Ungewissheiten: Wie geht man mit der Einsamkeit auf dem Rad um? Hat man keine Angst in einem fremden Land, wo man niemanden kennt? Und wenn man krank wird, was passiert dann? Was macht man wenn das Rad einen Defekt hat? Und wie navigiert man am besten, welche Strecke wählt man aus? Wie findet man ein gutes Nachtquartier und wie verpflegt man sich? Wie wird man als Radfahrer in einem Land aufgenommen, in dem selbst kleinste Distanzen mit dem Auto zurück gelegt werden? Warum genau möchte ich nun eigentlich mit dem Fahrrad über tausende Kilometer von Kalifornien nach Neufundland fahren? 

Und was bleibt?

Es bleibt die Gewissheit genau das Richtige getan zu haben. Den Schritt gewagt zu haben. Sich auf dieses Abenteuer eingelassen zu haben. Mit allen Konsequenzen, trotz einigen Zweifeln und Bedenken. Ich wollte genau das: die Natur hautnah erleben und sehen wie sie sich langsam verändert, wollte die Menschen kennenlernen und mit ihnen ihre Lebensweise. Und ich wollte mich selbst herausfordern. Der Entscheid den HW50 zu radeln - die einsamste Strasse der USA - war der schwerste der gesamten Reise. 
Alle Erfahrungen, Erlebnisse, Begegnungen, Bilder und Kilometer sind in meinem Herzen gespeichert. Manche offensichtlich und präsent. Andere versteckt, bereit im richtigen Moment einfach so wieder aufzutauchen um Erinnerungen zu wecken. Erinnerungen an eine grandiose Zeit, überwältigt von der Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen. Ich bin sehr dankbar für all die kleinen und grossen Begegnungen. Ich weiss, dass diese Erfahrungen nicht selbstverständlich sind. Und genau diese Begegnungen haben meine Reise geprägt. Jeder einzelne Mensch, auf seine eigene ganz spezielle Art und Weise. Die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen liessen meine Zweifel und Fragen verschwinden. Es ist einfach unbeschreiblich, solche Erfahrungen gemacht zu haben. 

Das Ende meiner Reise ist also gekommen. Aber ich bin nicht wirklich traurig. Zu spannend ist die Zukunft, auf die ich mich riesig freue. Et kütt wie et kütt un et hätt noch emmer joot jejange. Mit dieser Gewissheit verabschiede ich mich - auf zu neuen Abenteuern :-).

Ein bisschen Statistik...

Kilometer insgesamt:                     7752.58 Kilometer + ein paar zerquetschte zwischendurch
Höhenmeter insgesamt:                43377 Meter nach oben
Längste Etappe:                            205.06 Kilometer und 1041 Höhenmeter 
Km pro Fahrtage / Durchschnitt:   102 Kilometer
Längste Zeit im Sattel:                   9:40:12 Stunden
Schnellste Etappe:                        22.12 km/h
Langsamste Etappe:                     11.55 km/h nach South Lake Tahoe
Maximalgeschwindigkeit:              70,46 km/h
Tage im Sattel:                              76
Platten:                                          2 (Kansas & Missouri)
Erster richtiger Radtag:                 21.04.2016
Letzter richtiger Radtag:               26.07.2016
Höchster Pass:                             Monarch Pass mit 11.312 Feet / 3448 Meter 
Längste Strecke geradeaus:         35 Kilometer
Längste Strecke ohne Service:     75 Meilen / 120 Kilometer
Heisseste Temperatur / Rad:        46 Grad
Zeitzonen:                                     Pacific STD UTC -8, Mountain STD UTC -7, Central STD UTC -6, Eastern STD UTC -5, Atlantic STD UTC -4, Newfoundland STD UTC -3:30

Übersicht über meine Nachtquartiere - nicht immer der direkte Weg ;-).

Freitag, 29. Juli 2016

A very foggy welcome to the most easterly point in North America!

Überpünktlich stehe ich am Fähranleger, als erster in der Reihe. Nach mir eine Kolonne von Motorrädern und weiteren undefinierbar fahrbaren Untersätzen. Ich musste mein Hotel bereits am Mittag verlassen und somit habe ich noch gut fünf Stunden Aufenthalt, bevor die Fähre ablegen wird.
Als erster darf ich dann in den Fährbauch einfahren. Ich packe meine Sachen zusammen, welche ich für die Nacht benötigen werde: Schlafsack, Waschzeug, etwas zu Essen. Ich konnte keine Kabine buchen und werde die Nacht auf dem Fussboden im Kinosaal schlafen. Aber vorerst muss ich die Zeit bis zum zu Bett gehen noch überbrücken. Nach meinem Picknick an Deck setze ich mich an die Bar, unterhalte mich mit ein paar Nufies - Neufundländern - oder lausche den Gesprächen meiner Sitznachbarn. Nachts gibt es einen spürbaren Wellengang und bereits um fünf Uhr in der Frühe wache ich auf, die Nacht ist vorbei.
Pünktlich legt die Fähre dann in Argentia, Neufundland an. Noch zwei Radtage bis zum östlichsten Punkt Nordamerikas. Diese beiden Tage vergehen wie im Flug und ehe ich mich versehe, biege ich auch schon auf die 15 Kilometer lange Strecke ein, welche mich an mein Ziel bringen soll. Die Strecke erinnert mich sehr an die letzten Kilometer zum Nordkap: es geht bergauf und bergab! An diesem Tag werde ich knappe 80 Kilometer auf dem Tacho haben. Und knappe 1200 Höhenmeter! Und dann erreiche ich Cape Spear, nach unglaublichen 76 Tagen auf meinem Fahrrad! Und da ich die vergangenen Tage durchweg gutes Wetter hatte, ärgere ich mich auch nicht so sehr über den Nebel welcher mich hier erwartet. Das Wasser kann ich gerade noch sehen, einen schönen Ausblick gibt es keinen. Und auch keinen langen Aufenthalt, es ist dann doch zu kühl und nass.
Die letzten Meter bis nach St. John's sind schnell abgespult. Eine entspannte Stadt, mit vielen kleinen Lokalen und ein paar Möglichkeiten für den ein oder anderen Ausflug. Ab Mittwoch mit einem weiteren Highlight: dem George Street Festival 2016, mit viel live Musik und einer ausgelassenen Stimmung.
Ich wandere an einem Tag in ein kleines Fischerdorf und werde Zeuge, wie sich fünf Männer zu echten Neufundländern taufen lassen (indem sie sprechen und trinken wie ein Nufie und einer ausgestopften Möwe einen Kuss auf den Hintern geben). An einem andern Tag unternehme ich einen Schiffsausflug in der Hoffnung einen Wal zu entdecken - es bleibt bei abertausend Vögeln und ganz viel Vogelexkrementen. Und gestern besuche ich das George Street Festival und versacke bis weit nach Mitternacht.
Heute ist mein letzter Abend und ich habe bereits ein Ticket für den zweiten Tag des Festivals erstanden, gleich geht's los. Aber nicht zu lange, denn morgen geht mein Rückflug in die Schweiz. Die Sachen sind fast alle bereits verpackt. Das Rad ist schon sicher um Karton verstaut.

Die letzten Meter auf dem TCH - Kanadas Highway Nr. 1
Einmal quer durch Nordamerika mit dem Radel - müde und happy :-). 
St. John's, NFL - nicht zu verwechseln mit St. John, NB ;-)

Samstag, 23. Juli 2016

Willkommen am Atlantik!

Von der Halbinsel Nova Scotia aus werde ich bald auf die Kap-Breton-Insel gelangen. Dort werde ich auf ein paar "hübsche kleine Hügel" treffen - was auch immer das heissen mag. Ich liege hervorragend in der Zeit, der Wind bläst konsequent aus Richtung West und schiebt mich sanft in Richtung Ziel. Ich fahre nicht mehr direkt auf dem grossen Highway, sondern folge einer kleinen Strasse, immer entlang der Küste. Wunderschön, oft gibt es tolle Blicke auf das Wasser zu geniessen. Das ist für mich eine willkommene Abwechslung von den ganzen Grüntönen um mich herum. Die angekündigten Hügel gibt es hier, es geht immer wieder auf und ab. Gut zu radeln, auch das Wetter spielt mit. Die Sonne scheint und wärmt die Luft auf Temperaturen um die 30 Grad.
Auch eine schöne Abwechslung sind die Anfeuerungen der Autofahrer und Bewohner. Winken, Hupen - bleibe ich stehen werde ich fast immer direkt angesprochen. Man ruft mir sogar beim Fahren nach, ob ich noch Wasser oder Verpflegung benötige.
Und dann erreiche ich sehr schnell die Kap-Breton-Insel, nordöstlich des Festlandes.
Mein heutiger Radtag startet um 5:30 Uhr in der Früh, mein letzter Early Bird? Ich verbrachte die Nacht in einem schönen Motel etwa 6 Kilometer von Whycocomagh entfernt am Highway. Ich kann das Ende meiner Reise schon deutlich spüren. Ich erwache am frühen Morgen ohne Wecker, kann es nicht erwarten bis die Sonne endlich aufgeht und ich losfahren kann. Bereits am frühen Nachmittag erreiche ich North Sydney und den Atlantik! Am Pazifik bin ich gestartet und nun sehe ich den Atlantik, ich kann es noch gar nicht so recht glauben!
Ich werde von North Sydney aus am kommenden Sonntag auf die Fähre Richtung Neufundland steigen, habe also einen Ruhetag in dieser kleinen Stadt. Hier gibt es erneut einen komplett anderen Schlag Menschen.
Bereits bei der Ankunft ist es in North Sydney anders als in anderen Kleinstädten. Ich sitze bei einem Kaffee in einem bekannten Quickservice-Systemrestaurant an einem Vierertisch. Eine ältere Dame fragt mich ob sie sich zu mir setzen darf. Ich stutze ein wenig, denn es sind noch viele Tische frei, habe aber überhaupt kein Problem damit und sie setzt sich mir gegenüber, trinkt ruhig ihren Kaffee und isst ihren Donut. Natürlich sprechen wir miteinander, sie wohnt hier und ist hier geboren worden. Ich begleite sie noch bis nach North Sydney Downtown und dann verabschieden wir uns voneinander.
Und auch sonst scheinen sich hier alle Menschen zu kennen. Gross ist dieser Ort ja nicht, wird aber regelmässig, an den Fährzeiten angepasst, von Touristen überflutet. Und dann geht es hier rund. Ausserhalb dieser Zeiten ist Ruhe angesagt. Es gibt viele Motorradfahrer und mit ihnen ein ganz eigenes Ambiente. Und es gibt tolle Restaurants mit leckeren Fischgerichten. Und das Hotel hat eine Bar in der heute Abend gute live Musik gespielt wird.
Von meinem Hotelzimmer sehe ich direkt auf den Fähranleger, die Fähre wird mich dann hoffentlich innerhalb von etwa 17 Stunden nach Neufundland verschiffen. Ein Bett konnte ich nicht buchen, aber ich habe ja einen Schlafsack und bin erprobt was schlafen an Bord angeht.
In Neufundland werden dann noch zwei Radtag anstehen bis ich den östlichsten Punkt des nordamerikanischen Kontinents erreichen möchte. Von diesem Punkt geht es dann direkt nach St. John's - zum feiern, geniessen und einfach sein.

Das Fischerdörfchen Pictou, sehr ruhig. 
Sonnenaufgang auf dem Rad geniessen :-)
Ausblick auf Cape Breton, hügelig und waldig. 
Der Fährhafen in North Sydney. 

Dienstag, 19. Juli 2016

Going East - willkommen in Nova Scotia!

Immer weiter Richtung Süden fahrend komme ich an ein paar kleinen Ortschaften vorbei. Eine Kirche gibt es immer, Lebensmittelgeschäfte oder Cafés sind dünn gesät. Vorbei an den Wasserfällen in Grand Falls sehe ich in Hardland die längste gedeckte Brücke der Welt. Und ich kann eine echte kanadische Auktion beobachten während ich mir einen kühlen Eistee gönne. Eine Ansammlung von Menschen steht um den Auktionator herum, dieser spricht so schnell - ich verstehe einfach nichts. Es ist spannend zuzuschauen. Ich erfahre, dass man sich hier vor allem trifft um zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen.
In Fredericton checke ich kurzfristig in einem B&B unweit der Innenstadt ein. Ich lasse es mir nicht nehmen, Fredericton Downtown zu erkunden und mache einen Zwischenstopp in einem netten Lokal.
Am nächsten morgen treffe ich am Frühstückstisch an die weiteren Gäste des B&B und lerne meine Gastgeber ein wenig besser kennen. Alle anwesenden Personen sind sich sympathisch und es entsteht eine entspannte Gesprächsrunde. Das Frühstück dauert so fast zwei Stunden. Natürlich erkundige ich mich bei den anwesenden Personen über die Strecke der nächsten Radtage, denn im Gegensatz zu mir waren alle schon in Nova Scotia. "Von hier nach Moncton? Am besten nimmst du den Highway, aber es gibt die nächsten knapp 200 Kilometer ausschliesslich Bäume und zu sehen, Hügel zu befahren und kaum Service". Muss ich mir das wirklich noch geben? Ich entschliesse mich Charm und John zu fragen, ob sie mich bis nach Moncton mitnehmen können und tatsächlich, das ist kein Problem. Das Rad ist schnell im Subaru verstaut und keine 30 Minuten später rollt es sich sehr entspannt den ersten Hügel hinauf. Die Zeit vergeht wie im Flug, wir quatschten über alles mögliche und ich werde für die Nacht zu den beiden nach Hause eingeladen. Kurz vor Moncton machen wir einen Abstecher in das Familien-Sommerhaus. Charm hat hier einen kleinen Garten angelegt und ist sichtlich stolz auf die ersten selbstgeernteten Radieschen. Im Sommer trifft sich hier einmal im Jahr die komplette Familie zum Bücher-Wochenende: es wird nur gelesen, geredet und gegessen. Alle elektronischen Geräte werden verbannt.
Die beiden wohnen in einem gemütlichen Haus am Stadtrand von Moncton und werden schon sehnsüchtig von den zwei Katzen erwartet. Ich werde kurz durch das Haus geführt. Von der Gastfreundschaft der Menschen hier habe ich zwar gehört. Das diese Gastfreundschaft allerdings so herzlich ist, dass man sich direkt wohl fühlt ist schon gewaltig. Ich bin ja eigentlich eine fremde Person und dennoch wird mir ein riesengrosses Vertrauen entgegengebracht.
Der Nachmittag ist entspannt. John sitzt am Küchentisch und bereitet sich auf den morgigen ersten Arbeitstag in der neuen Firma vor. Charm steht neben dem Küchentisch und bügelt und ich sitze ebenfalls am Küchentisch und lese. Kurz kommt die Schwester von John zu Besuch um ihm für den morgigen Tag alles Gute zu wünschen. Und dann ist es auch schon Zeit das Abendessen vorzubereiten. Charm zaubert ein leckeres Abendessen, ich helfe ihr. Pünktlich zum Essen kommt der Bruder von Charm vorbei und isst kurzerhand mit uns zu Abend. Es wird eine Flasche selbst in Auftrag gegebenem Rotwein geöffnet. Nach dem Abendessen zeigen mir Charm und John noch die Sehenswürdigkeiten der Stadt, touristisch am bekanntesten ist der magnetische Hügel - dies ist eigentlich nur eine Strasse, speziell ist aber die optische Täuschung. Man fährt den Hügel hinunter, kuppelt den Gang aus und rollt den Hügel hinauf! Ein komisches Gefühl ist das. Der letzte Stop erfolgt an einer kleinen Eisdiele. Ich lade die beiden auf ein Eis ein, Lakritz mit Schokolade und Vanille - genial lecker.
Am nächsten morgen frühstücken wir zusammen, John verlässt pünktlich um 8:10 Uhr das Haus und Charm und ich sitzen, reden und trinken Kaffee. Zum Abschied erhalte ich noch ein Lunchpaket und dann bin ich wieder on the Road, zugegeben - es ist schon recht spät als ich mich auf den Weg mache.
Ich folge an diesem Tag für 60 Kilometer dem geschäftigen zweispurigen Highway Richtung Osten. Während meiner ersten und einzigen Pause werde ich von Jack angesprochen. Er fragt ob er mich ein kurzes Stück begleiten darf. Keine zwanzig Minuten später steht er mit seinem Rad vor mir und wir fahren gemeinsam bis nach Nova Scotia. Er plant für das kommende Jahr eine Trans-Kanada Tour. Er ist 22 und möchte sich bei der Reise klar darüber werden, was er beruflich machen soll. Und er möchte sein Land besser kennenlernen.
In Amherst geht es für mich runter vom Highway auf eine weniger befahrene Nebenstrasse Richtung Küste. Ich finde in Pugwash ein tolles B&B. Die Gastgeber, Jacki und Paul, sind einfach perfekt. Im Ort gibt es kein schönes Restaurant, aber ich könnte im B&B zu Abend essen. Es gibt heimischen Fisch mit Reis und einem grünen Salat. Dazu tatsächlich ein Glas Weisswein aus der Region - was fast schon etwas besonderes ist. Denn es wird häufig Wein aus allen Ecken der Welt angeboten, aber eben nicht aus Kanada. Ich schlafe hervorragend und starte mit einem Lachsspinat Omelett und frischen Früchten in den Tag - hatte ich eigentlich erwähnt, dass Paul jahrelang ein sehr gefragter Küchenchef war und als Radfahrer genau meine Bedürfnisse kennt ;-)?

Die längste gedeckte Brücke der Welt! 
Das ist eine typische Auktion in Neubraunschweig.
In der Mitte sind Charm & John, links der Bruder von Charm.  
Jack begleitet mich ein Stück bis nach Nova Scotia.
Sehr, sehr lecker!

Sonntag, 17. Juli 2016

Waldig, wellig, windig - willkommen in Neubraunschweig

Ich lasse die Provinz Quebec hinter mir und tauche in die unendlich wirkende Waldlandschaft von Neubraunschweig ein. 80% Wald machen diesen Landstrich aus - das ist schon recht viel. Gesprochen wird hier wieder mehr Englisch. Und ich darf meine Uhr erneut umstellen, dass vorletzte mal auf meiner Reise.
Ich bin schon auf Neufundland gespannt. Dort soll ein wenig undefinierbares Englisch gesprochen werden, schwieriger zum verstehen. Ist ja auch irgendwie logisch, eine Sprache entwickelt sich auf einer Insel eben anders. Die Fähre nach Neufundland fährt nur drei mal pro Woche, hier ist also Timing angesagt.
Ich fahre nach meinem Ruhetag kurz vor Quebec immer weiter am Sankt-Lorenz-Strom entlang. Was zuerst ein kleiner Fluss war, entwickelt sich zu einem grossen Strom. Das andere Ufer ist mittlerweile schon sehr weit weg. Auch die Luft wird deutlich maritimer. Mir kommt ab und zu auf dem Rad eine kühle salzige Meeresbrise entgegen, der Atlantik ist nun wirklich nicht mehr weit entfernt. Langsam aber sicher steuere ich mein Ziel auf Neufundland an. Aber zuerst muss ich natürlich erst mal vom Strom wegradeln, Richtung Süden ins Landesinnere, immer an der Grenze zur USA entlang. Es ist hügelig, die nördlichen Ausläufer der Appalachen lassen mich grüssen. Oft kann ich dem Trans-Canada Radweg folgen, dieser Trail ist allerdings recht einsam und geht teilweise sehr lange durch Waldstücke. Da ich keine Karte von diesem Fernradweg besitze und mir die Orientierung im Wald meist schwerfällt, weiss ich ab und an nicht so recht wo der Weg verläuft. Ich entscheide mich daher für einen Trail / Strassen Mix und fahre damit recht gut. Die Strassen sind nicht sehr stark befahren, da die hiesige Autobahn ebenfalls parallel verläuft. Auf dem Trail packe ich meine Bärenglocke aus. Ganz nach dem Motto: besser eine Bärenglocke an Bord, als einen Bären...
Die Menschen in Quebec und Neubraunschweig sind ebenso herzlich und einladend wie die Menschen die ich bereits auf meiner Reise kennenlernen durfte. Meistens werde ich in meinen Mittagspausen angesprochen, mir wird ein Schlafplatz angeboten oder ein Stück Rasenfläche für mein Zelt.
Kurz nach Quebec habe ich tatsächlich das Glück in einer dieser Mittagspausen einen anderen Reiseradfahrer kennenzulernen. Er ist für drei Tage unterwegs, hat aber fast so viel Gepäck wie ich... Er fährt eigentlich ein wenig zu schnell für mich, vor allem an Steigungen wird dies deutlich. Aber dafür kann ich mich in der Ebene bei Rückenwind an sein Hinterrad hängen und ordentlich Kilometer abspulen. Nach diesem Radtag bin ich müde und froh, einen richtig tollen Campingplatz direkt am Wasser ausfindig zu machen. Das Zelt ist schnell aufgestellt, ich habe mich mit einem Pärchen zum Abendessen verabredet. Die beiden sind auch mit dem Rad unterwegs und wir essen typisch kanadisch. Ich weiss bis heute nicht was ich da genau gegessen habe, irgendein Ragout mit Kartoffeln - ich bestellte mehr oder weniger auf gut Glück, denn ich hatte so meine Mühe mit der französischen Speisekarte. Aber das Essen war sehr lecker und die Gespräche waren gut. Lange wurde der Abend nicht, denn wir waren alle froh in die Schlafsäcke zu kriechen.

Wunderbarer Zeltplatz direkt am Wasser.
Quebec - eine historische Stadt.
Typisches Bild vom Trail. 

Sonntag, 10. Juli 2016

Bienvenue à Quebec!

Nach einer erholsamen Nacht in Prescott führt mich mein Weg immer weiter am Ufer des Sankt-Lorenz-Stroms entlang. Vorbei an verträumten Buchten, durch kleine Ortschaften mit schönen Häusern. An vielen Orten ist man auf Radfahrer eingestellt, es gibt oft Radwege parallel zur Strasse und ab und zu sogar die Möglichkeit die Wasserflaschen zu füllen.
Das Wetter ist gut und es wird mal wieder Zeit im Zelt zu übernachten. Ich steuere vor Montreal einen Campingplatz direkt am Wasser an, baue mein Zelt auf und versorge das Rad. Die vordere Tasche mit den stinkenden Radschuhen lasse ich am Rad, wer möchte das schon gerne im Zelt haben? Mitten in der Nacht werde ich allerdings wach, da macht sich jemand an meinem Rad zu schaffen! Schnell die Taschenlampe herausgekramt und aus dem Zelt gesprungen. Einen Waschbär auf frischer Tat ertappt sozusagen - was er erbeuten wollte bleibt mir ein Rätsel. Auf jeden Fall ist ein Pfotenabdruck auf der Tasche zu erkennen und ich beschliesse die Tasche nun doch ins Zelt zu nehmen. Wer weiss auf welche Ideen der Waschbär noch gekommen wäre?
Pünktlich um 5:30 Uhr wecken mich irgendwelche Vögel mit wildem Geschnatter. An schlafen ist nicht mehr zu denken und ich packe meine Sachen zusammen. Auf der Etappe bis Montreal steht Gegenwind auf dem Programm und ich bin froh, dass ich früh loskomme. In einem Café mache ich einen kurzen Zwischenhalt und lerne drei sehr nette Kanadier kennen, welche dieses Café betreiben. Ich unterhalte mich lange und geniesse einen guten Kaffee. Bald wird es mit dem unterhalten schwieriger, denn die Grenze zu Quebec steht kurz bevor und dort wird überwiegend französisch gesprochen.
Am nächsten Tag erreiche ich die Randgebiete von Montreal auf der gegenüberliegenden Uferseite. Was in Toronto die roten Ampeln waren, sind in Montreal die Stop Schilder. Zuerst stoppe ich natürlich pflichtbewusst an jedem Schild. Dann beobachte ich andere Verkehrsteilnehmer und rolle langsam über die Stop Signale hinweg. Und irgendwann schaue ich nur noch, ob ich von der Polizei beobachtet werde oder ob es andere Verkehrsteilnehmer in der Nähe hat. Nein? Sehr gut, da brauche ich nicht abbremsen...
Hier bin ich sicherlich nicht das letzte Mal gewesen, der nächste Besuch wird dann wahrscheinlich ohne Rad erfolgen. Wie bei jeder Grossstadt bin ich froh, als ich mich am folgenden Tag ein letztes Mal umdrehe und die Hochhäuser der Stadt langsam kleiner werden.
Heute steht eine lange Etappe an, der Gegenwind macht das Fahren mühsam und einsetzender Regen hebt meine Stimmung auch nicht gerade an. Alles ist grau in grau, die Strecke eigentlich schön. Es wird ein langer Radtag, ein kurzer Zwischenstopp bei "Chez Berger" auf einen Florentiner und weiter geht's. Immer wieder werde ich von kleinen schwarzen Vögeln mit den roten Flügeln beschimpft. Die kenne ich bereits aus den USA. Sie fliegen über meinem Kopf hin und her und piepen mich lautstark an. Ich komme wohl ihrem Nest zu nahe. Sie könnten es ja dabei belassen, aber verfolgen mich regelmässig für mehrere Meter. Irgendwann bin ich davon so genervt, dass ich lautstark zurück brülle - sie sollen nun endlich Ruhe geben, ich interessiere mich einfach nicht für Ihre Gelege. Nützte allerdings nichts gegen das piepen, aber ich bringe mich selbst zum Lachen, das ist doch auch schonmal was... Völlig durchnässt komme ich dann in der Dämmerung im Hotel an und freue mich über eine heisse Dusche und ein schönes Zimmer. Da für den nächsten Tag wieder Regen und Gegenwind angesagt ist, bliebe ich hier kurzerhand eine weiter Nacht und lasse es mir gutgehen. Es ist Sonntag und ab Sonntag Mittag wird es meistens ruhiger, die meisten Gäste reisen ab - the weekend business is finished. Dies merkt man auch an der Stimmung des Personals, ich liebe diesen Wechsel. Es fühlt sich ein bisschen so an, als ob das ganze Hotel schläft. Ich fühle mich an diesen Tagen nicht mehr einfach nur als willkommener zahlender Gast, sondern als herzlich willkommener Gast (natürlich immer noch zahlend :-)). Ich verbringe den heutige Tag irgendwo im nirgendwo vor Quebec ganz gemütlich mit relaxen, geniessen und gönne mir eine entspannende einstündige Ganzkörpermassage - nun bin ich definitiv tiefenentspannt.

Wasserflaschen befüllen leicht gemacht!
In diesem Café wird organic food verkauft, sehr lecker :-) 
Auf frischer Tat ertappt - sogar mit Pfotenabdruck.

Regen. Und das den ganzen Tag. Die Ente & ich im Partnerlook.